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Ureaplasmen, Streptokokken – Dyspareunie (schmerzhafter Geschlechtsverkehr)? Titelbild

Ureaplasmen, Streptokokken – Dyspareunie (schmerzhafter Geschlechtsverkehr)?

Sehr geehrter Herr Dr. Witt,

zunächst einmal bin ich unglaublich froh auf Sie gestoßen zu sein, weil ich mich endlich verstanden fühle.
Ich studiere auch Medizin, im 9. Semester und möchte auch Gyn machen. (Unabhängig von dieser Geschichte wohlgemerkt).

Bis dato hatte ich niemals Probleme mit meiner vaginalen Flora – in 25 Jahren nicht einmal ein Pilz. Dann begann im August die Horrorstory mit Dyspareunie, flüssigem geruchslosen Fluor und Juckreiz. Daraufhin Konsultation des Frauenarztes: er mikroskopierte, sah kein Myzel, vermutete Ureaplasmen, nach 4 Tagen MiBi die Diagnose Ureaplasmen. 3 Tage Azithromycin, mein Freund auch. Nach geringer Zeit (ohne Sex in der Zwischenzeit) wieder ähnliche Symptome, vor allem weiter Dyspareunie. Neuer Abstrich: wieder Ureaplasmen. 10 Tage Doxy, mein Freund auch. Danach habe ich Symbiovag genommen und versucht auf Milchsäurereiche Ernährung zu achten.
Bleibendes Symptom war die Dyspareunie – erneuter Abstrich – streptokokken. Ich habe mich jetzt gegen eine neue Antibiose entschieden und nehme seit einer Weile (leider durch die Menstruation unterbrochen) Gynophilus und oral omnibiotic Flora plus. Was kann ich machen außer weiter Laktobazillen zufuhren?

Ich las nun von der aeroben Vaginitis und fand mich dort wieder. Meine auch mich zu erinnern dass einige Leukos unterm Mikroskop gewesen sein sollen. Mein pH war allerdings in Ordnung als der FA ihn einmal gemessen hat.
Ich bin verzweifelt weil die Dyspareunie wirklich furchtbar für eine Beziehung und auch für mich persönlich ist und ich wirklich aus völlig vaginaler Gesundheit heraus auf einmal so ein vaginales Chaos habe.
Kann die bestehende Dyspareunie durch den Laktobazillenmangel bedingt sein? Kann das epithel einfach so lange brauchen um
sich komplett zu erholen?

Ich bin dankbar dass es Sie gibt und habe auch ihr Buch in zwei Tagen verschlungen.
Vielen Dank dass Sie sich auch der Lehre so widmen und Informationen teilen – gerade bei diesem Thema muss so viel aufgeklärt werden!

Vielen Dank für ihre ausführliche mail.

Ich kann leider nicht ausführlich antworten, da ich täglich ca. 50 mails beantworte – und das auch gern!

Zusammenfassend sehe ich auch in diesem Fall einen bias, nämlich die selektive Wahrnehmung. Koinzidenz von Dyspareunie und Vohandensein von „irgendwelchen“ Keimen.

Ich persönlich therapiere sowohl GBS als auch Ureaplasmen nur in Ausnahmesituationne. Zu einer klinischen Beschwerdeverbesserung hat eine Therapie noch nie etwas gebracht.

Die Frage, ob Sie zu wenig Laktobaillen haben, ist eine Blickdiagnose im Mikroskop! Falls sie zu wenig Laktos haben, dann ist ein Aufbau indiziert, alerdings nur mit Präparaten, die wissenschaftlich evident sind (zB L rhamnosus in Vaginalkapselform – siehe unten). Alle anderen Präparate verfügen über keine wissenschaftlich seriöse Evidenz! Im Geegnteil, seriöse Studien zeigen immer öfter, dass externe Laktobazillen nicht nur nichts bringen (zB nicht einmal bei der so oft „Bewiesenen“ Therapie der Gastroenteritis bei Kindern), sondern potentiell sogar das eigene Mikrobiom stören.

Einige Literatur siehe unten:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18823487

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30462938

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30462939

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Suez+Post-Antibiotic+Gut+Mucosal+Microbiome+Reconstitution+Is+Impaired+by+Probiotics+and+Improved+by+Autologous+FMT

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